Was wir erleben…

Von Pilgern für Pilger!

Hier findet ihr vielfältige Eindrücke von Irlandpilgern: Gedichte, Fotos, poetische Texte, eine kurze Multimediashow und ein irisches Tagebuch.

LZO – Literaturzeitung online – Interview

Multimediashow

Feedback von Pilgern

„Ich finde es wunderbar, dass du diese Pilgerreise anbietest, es ist wie eine heilende Gemeinschaft. So bedingungslos angenommen wie in dieser Gruppe habe ich mich lange nicht gefühlt.“

„Das Miteinander war so getragen von Offenheit und gegenseitiger Unterstützung – eben christlicher Nächtstenliebe. Ich fühlte mich immer gehalten und akzeptiert in der Gruppe und konnte auch sehr viel geben. Ich fühle mich als Beschenkte!“

Gedichte, Reiseberichte, Texte & Gedanken

  • An die Quelle der Sehnsucht

    eine Pilgerreise an die irische Westküste mit Andy Lang.

    Strahlender Sonnenschein. Wir fallen aus einer anderen Welt, aus den Wolken und landen mit dem Flugzeug in County Kerry. Sattes Grün und salzige Atlantikluft umfängt uns plötzlich.

    Wir sind eine bunte Gemeinschaft, 35 neugierige Menschen, die den Duft und die Musik Irlands einatmen möchten. Wir wollen verstehen, wie und warum Irland seine keltischen Wurzeln mit dem Christentum verbinden konnte.

    Pfarrer Andy Lang, Barde, Poet und Theologe ist dazu der richtige Reiseleiter. Mit Impulsen zu verschiedenen Themen keltischer Spiritualität versteht er es wunderbar, unsere Erfahrungen in der Natur und in der Gemeinschaft zu vertiefen und mit neuen Gedanken anzureichern. Einfachheit, Achtsamkeit, Seelenfreundschaft und Erdverbundenheit sind 4 Grundelemente irischer Spiritualität. Im gemütlichen Rahmen von Kamingesprächen stellt Andy uns die Lebenseinstellung und -haltung hinter diesen Themen vor und lädt uns ein zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch. So werden wir in den 8 Tagen ganz offen für Gespräche am Abend am Kaminfeuer und für eine neue Wahrnehmung unseres Lebens.

    Unsere Sinne werden geweckt durch die Schönheit der irischen Natur. Es ist eine intensive Begegnung mit der Kraft der Elemente. Die 12 Meilen lange Wanderung von Killarney nach Kenmare auf der mystischen alten Kenmare Road über das Gebirge bringt einige von uns an ihre physischen Grenzen; die wirbelnde Kraft der Wasserfälle im Gleninchaquin Park, dem irischen Auenland mit seinen 44 Schattierungen von Grün, hilft uns, uns in das Große der Schöpfung einzufinden – als Teil des Ganzen. Der Trip durch das spektakuläre Gap of Dunloe eröffnet Ein- und Ausblicke in eine raue und zugleich lieblich- unberührte Natur, die wir so schnell nicht vergessen werden; und unser Nachmittag im Park und am Seeufer des viktorianischen Muckross House lassen uns staunen über subtropische Vegetation, die im Südwesten Irlands wegen des Golfstromes so verschwenderisch blüht.

    Neben den ausgedehnten Wanderungen führt uns unsere Suche auch zu den Mönchen der Glenstal Abbey. Die Begegnung mit dem irischen Scholaren und Benediktiner Sean o`Duinn hinterlässt einen tiefen Einblick in die Religion und Eigenart der Kelten. Irgendwie erweckt der 70-jährige weißhaarige Weise in einem das Gefühl, einem christlichen Druiden lauschen zu dürfen und so mit kostbaren Weisheiten vergangener Zeiten in Berührung zu kommen.

    Und dann ist da noch die wunderbare Welt der keltischen Klänge. Die Traditional Folk Music in den Pubs – angefeuchtet mit dem sanftrauen Geschmack des Guinness begleiten uns in die Nacht. Ein Konzert in einer altehrwürdigen Kirche und Liedabende am Torffeuer mit dem Barden Andy Lang lassen uns in das große Lied des Schöpfers einstimmen.

    Wir sind eine ganz schön bunte Truppe: Von 18 Jahren bis 72, vom Arbeiter bis zum Akademiker, von Hannover über Köln bis Straßburg und in die Schweiz. Ein kleines Wunder ist, wie wir unterschiedlichen Menschen in so kurzer Zeit zu einer Gemeinschaft geworden sind, in der jede und jeder seinen Platz und einen Freund gefunden hat. Viele von uns wollen nächstes Jahr wieder dabei sein, wenn Andy Lang erneut zum Pilgern einlädt – aber zunächst erwartet uns daheim unser Alltag – und das ist gut so, haben wir doch gelernt, dass er der Wurzelgrund des Glücks sein kann. Gut genährt – in unserer Seele und durch Mat Hartls wunderbare Küchenkunst auch nicht zu sehr abgemagert – so fliegen wir Deutschland wieder entgegen.

    Pfarrer Ulrich Schineis, Selb

  • Danke Irland

    Zeit, die unvergänglich erschien
    Und trotzdem schnell wie der Wind verging
    An einem Ort zum Besinnen und Schweigen
    Zum Reden und in der Gemeinschaft bleiben.

    Momente voll Leben, Momente voll Glück,
    unsagbar schön – drum streift nun mein Blick
    oft auf Dinge, die sonst unbedeutend erscheinen,
    als ob sich in ihnen Kräfte vereinen.

    Das Moos im Garten, der Stein unterm Fuß,
    ein Rinnsal, ein Bach, den ich übersteigen muss,
    zaubern ein Lächeln in mein Gesicht,
    eine Erinnerung, die nach außen bricht.

    So einfach ist Freude, so einfach das Glück,
    auch wenn es nur reicht für ein kleines Stück.
    Ich nehme es auf wie ein gutes Wort
    Und trag es im Herzen weiter fort.

    Ute Dürst

  • Irland ist ein Segen

    Diesen Segen trage ich über das Jahr wie einen Schatz leuchtend in mir. Ich verschenke meinen Segen hier und da, aber er wird dadurch nicht weniger – im Gegenteil, er wächst!

    Irland ist ein großes Geschenk. Ich empfinde eine berührende Dankbarkeit in mir. Die Erinnerungen begleiten mich tagein tagaus. Manchmal ist es lästig, weil Erinnerungen oft auch wieder Sehnsucht nach dem Erlebten, nach der Atmosphäre wachrufen. Und dann muss ich mich erneut im Loslassen üben, nicht festhalten was war, sondern stetige Verwandlung zulassen und das Erlebte in den Alltag integrieren, irgendwie. Es wird gelingen!

    Irland fordert mich heraus. Ich bin meiner Verletzlichkeit ganz nah, der Tiefe meiner Gefühle und meiner Lebendigkeit – an manchen Tagen auch meiner Traurigkeit. All das gehört zu mir und will angesehen werden!

    Irland bringt mich zum Lachen. Ich stehe wieder in Gedanken auf den Felsen und schreie meinen Frühlingsschrei aus mir heraus. Wie Ronja Räubertochter. Laut gegen die Berge – das Echo hallt wieder!

    Irland lässt mich schmunzeln. Albern einen Baum im Park erklimmen und darauf Tee trinken, mutig über Äste laufen, die ins Wasser ragen und mit der Angst spielen, Seifenblasen und Handstand, mich dazwischen setzen und im Wohnzimmer kichern wie pubertäre Hühner. Das Leben ist schön!

    Irland ist Gesang, Musik und Tanz. Auch Tanz der Seele. Es singt und raunt und wispert in mir. Die Stimme in mir, die ich sonst leicht überhöre, weil sie so leise ist, singt mich hier in den Schlaf, der zwar kurz, aber voller Klänge ist!

    Irland ist voller Fingerabdrücke, die ihr auf mir hinterlassen habt. Nicht nur, weil wir uns hier so oft in den Arm genommen haben. Ein buntes Kunstwerk haben wir aufeinander gemalt und ich freue mich an den bunten Farben, die ich liebe!

    Irland ist ein Lernfeld. Ich lerne, die Menschen, die mir begegnen und sich mir öffnen in ihrer Einzigartigkeit wertzuschätzen und erfahre durch sie viel über mich selbst. Wir sind einander Spiegel und es ist jedes Mal erstaunlich, was ich darin an Unerwartetem in mir entdecke. Und: Ich lerne mich selbst zu lieben, immer mehr. Denn: Ich bin Sein geliebtes Kind. Wir sind es alle!

    Was wird Irland für Dich sein?

    Anja Erz-Holschuh

  • Erinnerung an Irland

    Das Gefühl etwas wiedergefunden zu haben
    das längst verloren schien
    und wonach die Sehnsucht im Herzenn
    all die Jahre nicht zur Ruhe kommen wollte.

    Ein Wissen umeinander,
    eine stille Vertrautheit,
    eine Ähnlichkeit im Denken und Fühlen,
    auch im unterschiedlichen Erleben.

    Die Suche nach dem Tieferen,
    das in uns schlummert,
    das Anerkennen unserer Dunkelheiten
    und die Freude am Leben,
    die Sehnsucht nach Lebendigkeit,
    die durch unsere Augen nach außen drängt.

    Der achtsame Umgang miteinander,
    der Berührung erlaubt und das Herz erreicht,
    die Verwandlung, die sein darf:
    sich angenommen und jung fühlen,
    unbefangen und ausgelassen,
    voller Musik und Energie
    dankbar
    und frei –
    das vor allem.

    Anja Erz-Holschuh

  • Hin und weg

    Warum Schönheit uns verändern wird.

    Wenn wir uns bald in Irland bewegen werden, dann tun wir das auf eine sehr sinnliche Weise:

    Wir schreiten aus und erlaufen weite Hügel und tiefgrüne Weiden. Wir riechen, wie der Frühling sich den Weg bahnt und die Kraft der Erde mit Macht zurückkommt. Wir spüren, wie der Wind uns wild oder sanft ergreift und seine eigentümliche Frische ins Herz bläst. Wir schmecken die Klarheit des Gebirgsbaches. Wir tauchen ein in weiches Moos und stehen barfuss auf taunasser Wiese. Wir umarmen Baumriesen und lassen unsere Hände über knorrige Rinde streichen. Die Verwegenen unter uns können ganz eintauchen in schwarze Bergseen, glucksende Gumpen oder den abgründigen Loch Leane. Wir hören die Stille eines unberührten Morgens und die archaische Wahrheit gälischen Gesangs. Unsere Finger streichen über Moos auf tausendjährigen Mauern und unsere Hände werden sich gegenseitig halten und Kraft geben. Wer will, kann einen ihm noch vor Kurzem fremden Menschen in den Arm nehmen und seine Freude teilen – oder seinen Schmerz. Wir sind zusammen auf dem Weg. Er wird sich uns von selbst erschließen, wenn wir der Stimme unseres Herzens vertrauen.

    All diese Übungen führen uns in die Tiefe einer sinnlichen Spiritualität. Jenseits von Worten kann sich der große Zuspruch erschließen: Du bist gewollt! Ein geliebtes Kind! Du bist ein Teil von allem. Du bist ein Teil von mir!

    Wenn wir diese Verbundenheit spüren und beginnen, in ihr zu leben, drücken wir damit genau das Gegenteil von dem aus, was sich uns als schön verkaufen möchte. Wir machen nicht mit bei einer Reisebusmentalität.

    „Touristen neigen dazu, die Welt, durch die sie sich bewegen, ästhetisch wahrzunehmen – durch das Panoramafenster hindurch. So rollen sie vollklimatisiert und bequem durch fremde Orte von einer Sehenswürdigkeit zur anderen, aber das ganze Setting macht es ihnen unmöglich, sich berühren zu lassen. Sie riechen nichts, sie schmecken nichts, sie fühlen nicht den Rhythmus der Stadt, die Eigenheiten der Menschen. Sie sitzen interesselos in ihrem Bus und genießen ästhetisch – auf sicherem Posten, distanziert, kühl.“ (Christoph Quarch, Hin und Weg, 131)

    Die Schönheit, die uns einlädt, ist eine andere. Sie ist nicht glattpoliert und hat keine glänzende Oberfläche. Vielleicht erschließt sie sich uns erst auf den zweiten oder auch dritten Blick. Diese Schönheit wird uns bewegen, denn sie ereignet sich nicht nur im Außen. Sie findet eine Resonanz in unserer Seele. Sie sagt uns, dass alles da sein darf: Das Schöne und das Hässliche, das Licht und die Dunkelheit, das Vertrauen und die Angst. Wenn wir lernen einzustimmen in das große Ja, das unser Leben trägt, werden wir beginnen, diese Schönheit überall zu sehen. Uns an ihr zu freuen. Wir werden andere einladen. Und wir werden uns wundern, wie lange wir blind waren. Wir werden sehen.

    Wir werden sein! Hin und Weg!

    Andy Lang

  • Reisesegen

    Eine Reise kann zu etwas Heiligem werden.

    Wenn du reist, begleitet dich eine neue Stille.
    Und wenn du lauscht, wirst du hören,
    was dein Herz am liebsten sagen würde.

    Nimm dir die Zeit, ehe du losziehst,
    deinen Auszug zu segnen,
    dein Herz von allem Ballast zu befreien,
    so dass der Kompass deiner Seele
    dich führen möge zu den Gefilden des Geistes
    wo du mehr von deinem verborgenen Leben entdecken wirst
    und den Dringlichkeiten, die mit Recht
    Anspruch auf dich erheben.

    Mögest du wach reisen, erweckt,
    klug gesammelt in deinem inneren Grund,
    auf dass du die Einladungen nicht vergeuden mögest,
    die dich entlang des Weges erwarten,
    um dich zu verwandeln.

    John o`Donohue, Benedictus